Klimakrise: Theologen fordern mehr kirchliche Initiative
Für ein stärkeres kirchliches Engagement im Klimaschutz haben sich die katholischen Theologen Wilhelm Guggenberger (Universität Innsbruck) und Michael Rosenberger (Katholische Privat-Universität Linz) ausgesprochen. Angesichts der Klimakrise seien Initiativen auf allen Ebenen gefordert - vom Wandel des persönlichen Lebensstils bis hin zu gesellschaftspolitischen und strukturellen Maßnahmen. Die Bischofskonferenz arbeite zwar aktuell an einem "Update" der betreffenden österreichweiten kirchlichen Leitlinien zum Klimaschutz, aber gerade auf pfarrlicher Ebene sei in Sachen Nachhaltigkeit noch viel Luft nach oben, so die Theologen in einer neuen Folge des Theologie-Podcasts "Diesseits von Eden" (https://diesseits.theopodcast.at).
Tatsächlich hat die Bischofskonferenz 2015 im Zuge der Enzyklika "Laudato si" 2017 konkrete Maßnahmen gesetzt: So haben sich die Diözesen dazu verpflichtet, "nachhaltige Leitlinien" und eine jeweilige Klimaschutz- und Energiestrategie zu erarbeiten und eine öko-soziale Beschaffungsordnung für die wirtschaftlichen Aktivitäten der Diözesen zu entwickeln. Aktuell werde an einer Weiterentwicklung gearbeitet, so Rosenberger, der auch Umweltbeauftragter der Diözese Linz ist: "Man will ein Update machen seitens der Bischofskonferenz. Und gerade bei dem Bereich Energie noch einen deutlich ambitionierteren Schritt setzen, wo man dann auch wirklich ein echtes Energiemanagement über die Diözesen legt. Das wird schon ein riesiger Schritt sein, wenn das gelingt."
"Noch viel zu tun" sei außerdem auf pfarrlicher Ebene: Zwar würden immer mehr Pfarren Mitglied im Klima-Bündnis, aber es sei oftmals "zäh und mühsam", die Menschen vor Ort "in Bewegung zu bringen. Das müssen wir als Kirche auch zugestehen, dass wir vielleicht nicht besser sind als der Rest der Gesellschaft", so Rosenberger. Klimaschutz und Nachhaltigkeit würden in Pfarren häufig als Randthema betrachtet und nicht als eine notwendige Folge christlichen Lebens. Hoffnung setzten die beiden Theologen diesbezüglich auf mehr praxis- und lebensnahe Umwelterfahrungen wie Wanderexerzitien.
Der Glaube und die Theologie würden ein großes "Motivationswissen" zur Verfügung stellen, aus dem die Kirche auch in ihrem Einsatz zur Schöpfungsverantwortung und zum Klimaschutz schöpfen könne, so Guggenberger, der als Dekan der Innsbrucker Katholisch-Theologischen Fakultät einen Nachhaltigkeits-Schwerpunkt für seine Fakultät gesetzt hat. Als Fakultät wolle man nicht nur über Nachhaltigkeit sprechen und das biblisch-theologische Erbe diesbezüglich beleuchten, sondern auch ganz praktisch vorangehen und im fakultären Betrieb Nachhaltigkeit vorlegen, so Guggenberger. Nachhaltigkeit sei immer eine Frage der "Verflechtung zwischen der strukturellen und individuellen Ebene".
Der spezielle religiöse Akzent im Klimaschutz liege darin, ergänzte Rosenberger, dass man seine Hoffnungen nicht allein auf technische Innovation oder den Ausbau alternativer Energien setze, sondern darauf hinweise, dass es einer "Veränderung des Sozialverhaltens" bedarf, dass also jeder einzelne gefordert sei. So könne aus Sicht einer auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz zielenden Schöpfungstheologie gefragt werden: "Brauchen wir eigentlich all das, was wir bisher konsumieren?" Dies werde aktuell zu einer "ganz entscheidenden Frage".
Die Podcast-Folge kann unter https://diesseits.theopodcast.at/nachhaltigkeit-klimawandel-oekologie-schoepfungsverantwortung nachgehört werden.