Kirchliche Umweltbeauftragte unterstützen Petition „Tempo senken – Leben retten“
(2.6.23) Wien (epdÖ) – Dass eine Temporeduktion des Straßenverkehrs auf Autobahnen, Landstraßen und im Ortsgebiet auf 100, 80 bzw. 30 km/h nicht nur aus ökologischen Gründen sinnvoll wäre, muss stärker ins Bewusstsein der österreichischen Bevölkerung und vor allem auch auf die Agenda der Politik kommen.
So der Tenor einer Pressekonferenz zum Start der Petition „Tempo senken – Leben retten“ am Donnerstag, 1. Juni, in Wien, mit Vertreterinnen und Vertretern von insgesamt 20 unterstützenden Organisationen. Markus Gerhartinger als Sprecher der katholischen und evangelischen Umweltbeauftragten Österreichs betonte, das Anliegen passe bestens zum am 1. Juni begangenen „Tag des Lebens“ und entspreche der den Christinnen und Christen aufgetragenen Schöpfungsverantwortung.
Kirchliche Rückendeckung kommt neben den Verantwortlichen für Umweltschutz in den österreichischen Diözesen auch vom Welthaus der katholischen Aktion Wien; am Podium vertreten waren zum Petitionsstart in Wien auch Hans-Peter Hutter von „Ärztinnen und Ärzte für eine gesunde Umwelt“, Lilly Damm von „Childadvocacy“, Karl Zauner von der Radlobby Niederösterreich und Christina Hipfinger von der organisatorisch verantwortlichen Plattform „Verkehrswende.at“.
Weniger Umweltbelastung, Unfälle, Lärm und Kosten
Laut dem bekannten Public-Health-Experten Hutter ist das Thema Temporeduktion keines, bei dem es noch Fakten abzuwägen gelte: Vorteile wie weniger Umweltbelastung, Unfälle, Lärm und Kosten seien evident und in zahlreichen Studien seit Jahrzehnten bekannt. Er nannte es „erschreckend, wie wenig lernfähig“ Politik und Gesellschaft seien. Tempo 30/80/100 wäre auch eine einfache, effektive und rasch umsetzbare Maßnahme, um Österreichs Klimazielen näherzukommen, so der Umweltmediziner. Doch das Thema sei hochgradig emotionalisiert, mächtige Autofahrer-Lobbys seien gegen eine Veränderung, und die Politik zeige „kein Rückgrat“ – auch wenn Umfragen vermuten ließen, dass die Befürworter einer Temporeduktion zahlreicher sind als oft vermutet.
Hutter ärgerte sich darüber, dass Österreich als „Autoland“ dargestellt und Klimaprotest kriminalisiert werde, gleichzeitig aber wenig geschehe, um die durch den Verkehr eingeschränkte Lebensqualität so vieler Menschen zu verbessern.
Öffentlichen Raum für schwächere Bevölkerungsgruppen öffnen
Lilly Damm – ebenfalls Ärztin und Bewohnerin einer niederösterreichischen Kleingemeinde mit starkem Durchzugsverkehr – erinnerte daran, dass der 1. Juni auch der Internationale Kindertag ist. Tempo 30/80/100 wäre ein wichtiger Beitrag, um die auch von Österreich ratifizierten UN-Kinderrechte umzusetzen und öffentlichen Raum stärker für schwächere Bevölkerungsgruppen zu öffnen. Auf das Sicherheitsproblem von Ortsdurchfahrten, auf denen zu schnell gefahren wird, machte auch Karl Zauner von der Radlobby Niederösterreich aufmerksam; Christina Hipfinger von „Verkehrswende.at“ beklagte den enormen, die menschliche DNA schädigenden Reifenabrieb auf Straßen und in der Atmosphäre.
Markus Gerhartinger, hauptberuflich Umweltbeauftragter der Erzdiözese Wien, erinnerte an die wegweisende Umweltenzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus: Christinnen und Christen sähen die Schöpfung als ein „Geschenk“ Gottes, das in Ehren zu halten sei. Die Kirche versuche dem mit Initiativen wie dem vorösterlichen „Autofasten“, der Aktion „Wir radeln in die Kirche“ oder der jährlichen Schienenwallfahrt der Erzdiözese Wien zu entsprechen.
Auf der Website www.verkehrswende.at finden sich klare Argumente für eine Temporeduktion: Käme 30/80/100 statt wie bisher 50/100/130, würden die CO2-Emissionen um zehn Prozent, die Verkehrsunfälle um 15 Prozent, die Todesfälle im Straßenverkehr sogar um 28 Prozent sinken. Laut Sprecherin Maria Zögernitz soll die Petition bis ins kommende Jahr beworben werden; mit Webinaren und wissenschaftlichen Unterlagen wolle man das Bewusstsein fördern.
Quelle: www.evang.at