Gutes Leben statt unbegrenztes Wachstum
Das Wissen um die Begrenztheit der Ressourcen, um die Verletzlichkeit des Netzwerks Erde, Schöpfung und Menschheit müsse den politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen zugrunde liegen. Als Ziel des Wirtschaftens fordert Bischof Scheuer die Fülle des Lebens und "das gute Leben" statt unbegrenztes Wachstum.
Ein individueller Bewusstseinswandel in Richtung Nachhaltigkeit und Schöpfungsgerechtigkeit könne und solle Hand in Hand gehen mit jenem in Gesellschaft, Kultur, Politik und Wirtschaft. Die Fastenzeit sei eine "Zeit, wieder ein passendes Maß zu finden: im Umgang mit sich selbst, zu Gott und anderen, aber auch in der Beziehung zur Natur und den Mitgeschöpfen, betont Scheuer. Der Bischof wirbt um Rücksichtnahme und um Abwägung von eigenen und fremden Interessen sowie der Folgen der eigenen Handlungen. Auch Selbstbeschränkung diene dem Anliegen, "gut miteinander auszukommen und gemeinsam gut leben zu können". In Hinblick auf die Schöpfung heißt das nach den Worten des Bischofs auch, "einer Sichtweise den Vorrang zu geben, die den Menschen in die Naturzusammenhänge eingebunden sieht".
Beim Blick auf den Lebensstil gehe es darum, "sich bewusst zu machen, welche Auswirkungen auf die Schöpfung unsere täglichen Entscheidungen haben, was Ernährung, Konsum, Mobilität, Wasser- und Energieverbrauch betrifft". Scheuer ermutigt dazu, Kompetenzen und Erfahrungen im verantwortungsvollen Umgang mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen nicht verloren gehen zu lassen, sondern an die jüngeren Generationen weiterzugeben, etwa Dinge wie die Baum- und Gartenpflege, Verwertung von Nahrungsmitteln oder Reparatur von Kleidungsstücken.
Was Christ/innen beitragen können
In der Umweltschutz- und Klimadebatte könnte der Beitrag der Christinnen und Christen nach der Überzeugung des Bischofs auch darin bestehen, "eine neue Genügsamkeit, eine neue Form des Maßhaltens einzuüben und einzufordern – ohne dabei an Lebensqualität einzubüßen". Scheuer verweist dabei auf Papst Franziskus, der bewusst gelebte Genügsamkeit als befreiend bezeichnet: "Sie bedeutet nicht weniger Leben, sie bedeutet nicht geringere Intensität, sondern ganz das Gegenteil."
Ein wichtiger Beitrag von Christinnen und Christen könne auch sein, "die Ängste vieler speziell auch junger Menschen ernst zu nehmen und ihnen Hoffnungsperspektiven aufzuzeigen", schreibt Scheuer weiter. Lob bekundet er jenen jungen Leuten, "die mit klugen und konstruktiven Beiträgen zu mehr Aufmerksamkeit für unsere gemeinsamen Schöpfungsanliegen beitragen". So gebe es zahlreiche regionale Umweltinitiativen – auch in oberösterreichischen Pfarren –, die sich seit vielen Jahren für ein Umdenken "in überlegter Weise einsetzen" und dabei lokalpolitisch einflussreich agierten.
Die Bereitschaft zur Selbstbeschränkung möge die Maßlosigkeit ablösen, so die Hoffnung des Bischofs. So ein Wandel gehe nicht von heute auf morgen. "Aber es wird kein Weg daran vorbeiführen, wenn wir eine Zukunft für die Erde fordern." Der Hirtenbrief endet mit einer Bitte: "Gott, der 'Freund des Lebens' (Weish 11,26), gebe uns den Mut, das Gute zu tun, ohne darauf zu warten, dass andere damit anfangen, und ohne zu warten, bis es zu spät ist."
Das Bischofswort zur Österlichen Bußzeit von Bischof Manfred Scheuer im Wortlaut