Moraltheologe Rosenberger und Landesrat Anschober und plädieren für bewussteren Einkauf von Lebensmitteln
Die Pressekonferenz fand am 13. Dezember 2011 im Rahmen der Kampagne „FleischfreiTag" statt. Den passenden Rahmen bildete das veganische Restaurant P'aa in der Linzer Altstadt, dessen Koch aus Lebensmittelresten ein ansprechendes Buffet zauberte.
Verantwortungsvoller Umgang mit Lebensmitteln
Im September 2011 startete Umwelt- und KonsumentInnenschutz-Landesrat Rudi Anschober die Kampagne „FleischfreiTag", die in vielen anderen Städten bereits erfolgreich läuft. Ziel von „FleischfreiTag" ist es, möglichst viele Menschen dazu zu motivieren, zumindest einmal in der Woche - etwa an einem Freitag - Fleisch vom Speiseplan zu streichen und damit dem Klima, der Umwelt und der eigenen Gesundheit etwas Gutes zu tun. Nach einer ersten Informationsoffensive, die Vorträge, Veranstaltungen, Tipps und Fleischfrei-Rezepte auf der Info-Plattform www.fleischfrei-tag.at umfasste, geht die Kampagne immer mehr in die Breite und möchte SchülerInnen, KöchInnen in Haushalten, Betriebsküchen und Restaurants ebenso erreichen wie Handelsketten.
„Uns geht es nicht um Gebote oder um Verbote, sondern um einen Denkanstoß", so Landesrat Anschober bei der Pressekonferenz. Er wies darauf hin, dass beim Einkaufen der Trend hin zum Überfluss gehe und dass man aufgrund guter Produktwerbung letztlich mehr kaufe, als auf der Einkaufsliste stehe. „Daheim fragt man sich dann, wie man das alles verkochen soll", so Anschober, Die Folge: 6 bis 12 % an originalverpackten bzw. nur teilweise verbrauchten Lebensmitteln landen im Restmüll von Haushalten, dazu noch bis zu 6 % an Speiseresten. Eine Erhebung im Jahr 2009 ergab, dass diese Menge hochgerechnet auf Oberösterreich einem Geldwert von 116 Euro pro EinwohnerIn bzw. 277 Euro pro durchschnittlichem Haushalt und Jahr entspricht.
„Unser Ziel ist ein verantwortungsvoller Umgang mit Lebensmitteln", betonte Landesrat Anschober. Weitere Ziele der Initiative zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen seien die richtige Lagerung, das Überdenken der Haltbarkeitsangaben auf Lebensmitteln und eine intensivierte Kooperation mit Handelsketten. „Hier orten wir eine hohe Bereitschaft zum Umdenken", so Anschober. Er kündigte an, dass ab Jänner 2012 der Film „Taste the waste" auf Tour gehen werde, um die Problematik noch mehr bewusst zu machen. Außerdem sollen alle 5 Jahre Restmüllanalysen durchgeführt werden, um das Verbraucherverhalten zu dokumentieren.
Wertschätzung und Dankbarkeit als Grundhaltungen
Landesrat Anschober dankte dem Moraltheologen und Umweltsprecher der Diözese Linz, Univ.-Prof. Dr. Michael Rosenberger, für dessen Engagement in der „FleischfreiTag"-Kampagne. Auch Dr. Rosenberger unterstrich die gute Kooperation zugunsten eines verantwortungsvollen Konsums. Er wies darauf hin, dass es zur guten Tradition der Kirche und aller Religionen gehöre, hohes Augenmerk auf Ernährung und Lebensmittel zu legen. „Bei der Ernährung merken wir, dass wir abhängig sind von etwas, was wir nicht selbst sind und auch nicht selbst haben. Unsere Existenz hängt von Dingen ab, die wir nicht selbst produzieren, sondern die wachsen, oft über einen langen Zeitraum. Da merken wir dann, dass der Menschen nur ein kleines Rädchen ist", beschrieb Rosenberger diese religiöse Grunderfahrung.
Rosenberger stellte vier theologische Grundhaltungen zu Lebensmitteln her: Demut angesichts des Kreislaufs von Werden und Vergehen, dem der Mensch selbst unterworfen ist („Auch wir werden einmal Nahrungsmittel für die Würmer sein!"), Dankbarkeit darüber, dass genügend Nahrung kein Verdienst, sondern ein Geschenk ist („Das Erntedankfest ist nach Weihnachten und Ostern der meistbesuchte Gottesdienst!"), Ehrfurcht vor allen Dingen und Geschwisterlichkeit mit der Vision, alle Menschen mögen satt werden. „Auf der Erde gibt es genügend Lebensmittel für alle 7 Milliarden Menschen - alle könnten satt werden, aber die gerechte Verteilung funktioniert nicht", zeigte Rosenberger auf. „Und wir müssen uns auch fragen: Wie viel Soja importieren wir aus armen Ländern, um unsere Rinder damit zu füttern?"
Der Moraltheologe betonte, die Kirche werde in ihrem Bereich alles tun, um Menschen in den Schulen, in den Familien, in den Betriebsküchen und in den Ordensgemeinschaften für den verantwortungsbewussten Umgang mit Lebensmitteln zu sensibilisieren. „Lebensmittel sind anders als andere Dinge des täglichen Lebens. Sie sind ein Geschenk, mit dem man achtsam umgeht, weil man weiß, wem man es letztlich verdankt", so Rosenberger.
Presseinfo_Anschober_Rosenberger
www.fleischfrei-tag.a