Tschernobyl-Jahrestag
Wie funktioniert Atomenergie überhaupt?
Die Entstehung von Atomenergie: Das Uran wird mit Säuren aus dem aus Uranminen stammenden Erz herausgelöst und zu einem Konzentrat verarbeitet. Bei der Urangewinnung fallen riesige Mengen von radioaktivem Abraum an. Die Schadstoffe bahnen sich ihren Weg in Grundwasser und Nahrungsmittel. Allerdings ist der Urananteil in diesem Konzentrat zu niedrig. Daher muss in Anreicherungsanlagen der Anteil erhöht werden.
Das angereicherte Material wird in Urandioxid umgewandelt und in Brennelemente-Fabriken zu Tabletten gepresst. Diese werden in rund vier Meter lange Brennstäbe gefüllt. Zum bisher schwersten Unfall in einer Brennelementefabrik kam es 1999 in Tokaimura (Japan): In Folge einer unkontrollierten Kettenreaktion starben zwei Menschen. Mehrere hundert Arbeiter, Sanitäter und Anwohner wurden verstrahlt.
Im AKW werden Urankerne gespalten. Mit der so freigesetzten Energie wird Strom erzeugt. In dem Prozess entsteht ein radioaktiver Cocktail von mehr als 100 Spaltprodukten, darunter das hochgiftige, sehr langlebige Plutonium. Durch Unfälle, Verschleiß oder menschliches Versagen kann Strahlung aus dem AKW in die Umwelt entweichen. Beim größtmöglichen Unfall – Super-GAU – kann der Reaktor explodieren, wie 1986 in Tschernobyl.
Weltweit existiert kein einziges Endlager für hochradioaktive Abfälle. Eine sichere Endlagerstätte für den viele Tausend Jahre strahlenden Müll wird es nie geben. Dennoch produziert die Atomindustrie weiter giftigen Müll. Allein Deutschland produziert jährlich 420 Tonnen hochradioaktive Abfälle.
Quelle: www.greenpeace.at
ÖSTERREICH WIRD ATOMSTROM-FREI?
Dritter Atomgipfel im Kanzleramt
Ende 2015 sollen weder Privathaushalte noch Industrie importierte Energie aus Atomkraftwerken verwenden. Mit dem Ergebnis des dritten sogenannten Anti-Atomgipfels im Kanzleramt ist nach monatelangen Verhandlungen ein Schlussstrich unter die Debatte und ein klarer Kurs eingeschlagen.
Vier Prozent Atomstromanteil ist vier Prozent zuviel
Es ist der zugekaufte Strom, der Regierung und Umweltschutzorganisationen nicht sauber genug ist. Annähernd vier Prozent beträgt der Atomenergieanteil in Österreich. Versorger besorgen sich den günstigen Strom bisher etwa in Deutschland. Dass das bald Geschichte ist, das war das Ziel des Treffens, sagt Vizekanzler Michael Spindelegger. Für Bundeskanzler Werner Faymann ist der 16. April ein guter Tag für alle, die gegen Atomenergie sind. Das mache die Anti AKW Position in der EU glaubwürdiger.
Atomstrom kann weiter durch Österreich geleitet werden
Bis Ende nächsten Jahres wird jeder Haushalt über seine Stromrechnung erfahren, wer die Energie womit produziert. Bei Industriebetrieben soll es zwei Jahre später, also Ende 2015, soweit sein - aus Rücksicht auf laufende Verträge. Als sehr guten Kompromiss wertet Greenpeace Geschäftsführer Alexander Egit das Treffen. Nicht verhindern kann Österreich, dass Atomstrom durch das Land geleitet wird. Ein Verbot würde dem EU Recht auf freien Warenverkehr widersprechen.
Quelle: Ö1 Abendjournal vom 16.4.2012