Pfarren aus Niederösterreich und Wien gewinnen Umweltpreise
St. Pölten, 20.11.2016 (dsp) Preisträger des Umweltpreises der Katholischen Aktion der Diözesen St. Pölten und Wien sowie des Landes Niederösterreich sind die Pfarren Langenrohr, Niedernondorf und Pöchlarn aus dem Gebiet der Diözese St. Pölten. Preisträger aus der Erzdiözese Wien sind die Pfarren Stockerau und Kritzendorf. Weiterer Preisträger ist die evangelische Pfarrgemeinde Amstetten-Waidhofen/Ybbs. Bei einem Festakt im Niederösterreichischen Landhaus wurden die Auszeichnungen übergeben, die Preise waren mit je 800 Euro dotiert.
KA-Präsident Haiderer: Auf dem Weg zur "grünen Kirche"
Armin Haiderer, Präsident der Katholischen Aktion der Diözese St. Pölten, erklärte, die Einführung des Umweltpreises vor einigen Jahren sei auch das Startsignal für etliche weitere kirchliche Initiativen im Umweltschutz gewesen. Man sei auf dem Weg zu einer „grünen Kirche“. Er erinnert an Aktionen wie „Wir radeln in die Kirche“, die ökofaire Klostergasse, in der diözesane Mitarbeiter/innen zum Umweltschutz angehalten werden, oder an die Theologischen Umweltgespräche. Aufgrund der Zahl der Bewerbungen für den Preis sei die Auswahl nicht leicht gewesen. Wichtig sei etwa, wenn die Pfarren der Jugend einen wertschätzenden Umgang mit der Umwelt beibringen.
Bischof Küng warnt vor fehlgeleitetem Anthropozentrismus
Diözesanbischof Klaus Küng verwies auf die Enzyklika „Laudato si'“ von Papst Franziskus. Diese sei im Wesentlichen der Versuch, eine ganzheitliche Ökologie zu entwickeln. Es würden die Gefahren eines fehlgeleiteten Anthropozentrismus aufgezeigt. Der Mensch, der sich selbst zur absoluten Mitte mache, benütze die Ergebnisse der technologischen und wissenschaftlichen Fortschritte sowie die Möglichkeiten der Globalisierung, um u.a. eine Gewinnmaximierung zu erreichen, wie sie es nie zuvor gegeben habe. Mit diesem fehlgeleiteten Anthropozentrismus gehe in der Regel Hand in Hand eine fortschreitende Relativierung der Werte. Letztlich sei es so etwas wie die Versuchung, sich an die Stelle Gottes zu setzen. Die Folge sei die Entstehung von Wüsten im Herzen des Menschen und in der Umwelt, oft auch mit schwerwiegenden Folgen für jene, die in Armut leben, auch für die nachfolgenden Generationen. Papst Franziskus entfalte eine Schöpfungstheologie und eine Spiritualität, die zu einem verantwortungsvollen Verhalten dem Menschen, der Schöpfung, auch sich selbst gegenüber befähige.
Umweltlandesrat: Projekt Energiesparpfarren wird fortgesetzt
Umweltlandesrat Stephan Pernkopf kündigte an, dass das erfolgreiche Programm der Energiesparpfarren fortgesetzt wird. Darauf habe sich das Land Niederösterreich jetzt mit den Diözesen St. Pölten und Wien sowie der evangelischen Diözese Niederösterreichs geeinigt. Er berichtete, dass die Enzyklika „Laudato si'“ von Papst Franziskus ein wichtiger, beeindruckender und gut geschriebener Impuls für viele Umweltminister gewesen sei. Viel sei erreicht worden, weil der Papst im Vorfeld des Umweltklimagipfels in Paris im Vorjahr mit Politiker gesprochen habe. Man solle freilich nicht auf Gipfelergebnisse warten, sondern es sei auch hilfreich, wenn der Umweltschutz auf die Ebene der Pfarren heruntergebrochen werde.
Weihbischof Turnovszky: Kirche arbeitet an Energiewende
Auch der Wiener Weihbischof Stephan Turnovszky verwies auf den bedeutenden Anstoß für die österreichische Bischofskonferenz durch Papst Franziskus und seine Enzyklika „Laudato si'“. Für die Kirche sei es jetzt ein Anliegen, beispielhalft voranzugehen. Darum wolle die Kirche eine Energiewende vollziehen und Turnovszky nennt dafür konkrete Beispiele: Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, kirchliche Flächen nutzen für Solarenergie und die Etablierung von Energiekennzahlen, um eine bessere Vergleichsbasis zu liefern. Gleichzeitig sei es wichtig, die persönliche Lebensweise anzupassen – daher sei er etwa per Bahn angereist.
NÖ-Superintendent: Umweltschutz ist Kirchen Anliegen
Bewusst das Rad zur Veranstaltung nahm auch der neue evangelische Superintendent Lars Müller-Marienburg. Er sehe sowohl bei der evangelischen als auch katholischen Kirche das Anliegen des Umweltschutzes. Müller-Marienburg: „Wir wissen beim Umweltschutz oft wie es geht, dann scheitert es aber doch oft an der Umsetzung und am Geldbörsel.“ Daher könnten Zeichen wie dieser Umweltpreis gut motivieren mehr zu tun.
Die Projekte im Detail:
Pfarre Langenrohr - Niedrigenergie-Pfarrzentrum
Die Pfarre Langenrohr hat ein Niedrigenergie Pfarrzentrum neben der Kirche gebaut, das 2014 fertiggestellt wurde. Perfekte Wärmedämmung, Anschluss an ein Nahwärmekraftwerk, das vom benachbarten Landwirt mit Hackschnitzel, einem nachwachsendem Rohstoff, betrieben wird. Angeschlossen sind neben dem Pfarrzentrum, die Kirchenbankheizung, die Gemeinde, die Schule und der Kindergarten. Die Pfarre ist sehr froh über die gute Zusammenarbeit mit dem Architekten und dem Diözesanen Bauamt.
Im Zuge des Neubaus wurde auch der Pfarrgarten durch ein Projekt der Landjugend komplett neu gestaltet. Der Garten ist sehr offen angelegt und von der Straße auch öffentlich zugänglich und erinnert mehr an einen öffentlichen Park als an einen Garten. Es hat sich ein Gartenpflegeteam gebildet, das bis zum Gießen alles übernimmt. Für den Garten gibt es eine Kooperation mit der Gemeinde, die das Rasenmähen übernommen hat. „Die Menschen haben Freude mit dem Garten“.
Pfarre Niedernondorf – Schöpfung mit Kindern feiern
Auch dieses Jahr hat die Pfarre Niedernondorf bei ihren Aktivitäten die Schöpfung Gottes im Blick gehalten: ganz besonders bei der Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen in den Jahresablauf: Am Palmsonntag bauten die Jungscharkinder Kressesamen an, die sie zu Hause gepflegt, gegossen und beobachtet haben. Sie ernten die Früchte der naturbelassenen Obstbäume und Sträucher des Pfarrgartens. Daraus entsteht dann köstlicher Apfelsaft, Zwetschkenmarmelade oder Holundersaft. Die Jungscharkinder haben auf den heimischen Wiesen Kräuter und Blumen gesammelt, die von den Jugendlichen später zu Kräutertee, Kräutersalz und Ringelblumensalbe verarbeitet wurden. Zur Vorbereitung auf das Erntedankfest gestalteten sie eine Jungscharstunde zum Thema Schöpfung.
Pfarrfeste: Nach dem Gottesdienst gab es ein biofaires Frühstück. Sowohl bei den Palatschinken, als auch bei den Feuerflecken werden eigene Hof- und Feldprodukte verwendet (Eier, Milch, Kartoffeln, …), Kaffee und Zucker sind Fairtrade-Produkte und die Äpfel vom Pfarrgarten wurden zu Bio-Apfelsaft verarbeitet.
Kirchliche Gebäude: Bei den derzeitigen Renovierungsarbeiten der Pfarrkirche wird möglichst sorgsam mit den vorhandenen Materialien umgegangen. Die Malerarbeiten werden in alter überlieferter Kalktechnik durchgeführt. Aber es werden auch sinnvolle, neue Techniken eingebracht. So wird die gesamte Beleuchtung der Kirche innen sowie außen auf moderne LED-Technologie umgestellt.
Pfarre Pöchlarn – Die Fair-Trade Pfarre
Bei Aktivitäten der Pfarre, bei denen Kaffee angeboten wird, wird auf Fair-Trade-Kaffee gesetzt (z.B. Pfarrkaffees, Pfarrfasching, Roratemessen). Die Pfarre Pöchlarn betreibt seit 16 Jahren in Kooperation mit dem Nibelungen Bioladen in dessen Räumen einen „3. Welt Laden“. Über diesen wird auch der gesamte Kaffee, den die Pfarre im Laufe des Jahres benötigt, bezogen. Und zweimal im Jahr findet direkt im Pfarrzentrum ein „3. Welt-Basar“ statt, mit dessen Reingewinn Projekte von Missio, Caritas, Kirche in Not und dem Entwicklungshilfeklub unterstützt werden.
Im Pfarrzentrum stehen das ganze Jahr alkoholfreie Getränke für Jugend- und Jungscharstunden sowie für diverse Sitzungen zur Verfügung. Diese werden im Mehrweggebinde von einer Getränkefirma geliefert und abgeholt. Bei den Pfarrfesten wird auf regionale Lebensmittel (v.a. von den Landwirten der Pfarrgemeinde) geachtet. Auch bei diversen Agapen wird ausschließlich das Brot eines Pöchlarner Abhofverkäufers verwendet.
Die Kirche, das Pfarramt und das Pfarrzentrum werden von der Fernwärme in Pöchlarn versorgt. Zusätzlich wurde eine Hocheffizienz Energiespar Heizungspumpe eingebaut. Im Sommer 2015 wurde die Pfarrkirche Pöchlarn Innen renoviert. Im Zuge des Umbaus wurde die Innenbeleuchtung der Kirche auf LED umgestellt.
Pfarren Stockerau und Kritzendorf mit Bischof Stephan Turnovszky, Umweltlandesrat Stephan Pernkopf, den KA-Präsidenten von Wien und St. Pölten Walter Rijs und Armin Haiderer ua. (Foto: NLK REINBERGER)
Die Pfarre Stockerau
gehört zu den größten Pfarren im Weinviertel und zählt rund 10 000 Katholiken. Das lebendige Pfarrleben ist dem Pfarrteam und dem Pfarrgemeinderat ein großes Anliegen und das Pfarrzentrum, das 1983 fertiggestellt wurde, wird sehr gut genützt! Leider wurde das Dach undicht und das Pfarrzentrum ist nicht barrierefrei gebaut worden. Eine Renovierung war unabdingbar. Bei der Renovierung wurde neben den praktischen Bedürfnissen der Pfarre auf Barrierefreiheit und auf ökologische Aspekte größtmöglicher Wert gelegt, denn ökologisches Denken ist und war der Pfarre immer wichtig. Deutlich wird das auch dadurch, dass sie zu den drei Pfarren in Niederösterreich gehören, die das Umweltmanagement EMAS in ihrer Pfarre eingeführt haben.
Im Pfarrzentrum werden folgende ökologische Maßnahmen gesetzt, für die die Pfarre heute
ausgezeichnet wird:
- Es wurde eine Regenwasser-Zisterne eingegraben. Mit diesem Wasser werden die WCs gespeist
und der Garten gegossen.
- Auf dem Flachdach werden nach Fertigstellung der Renovierung Photovoltaik-Zellen montiert.
- Im Haus wird die Beleuchtung fast ausschließlich durch stromsparende LED- Leuchtkörper
garantiert, wobei zusätzlich Bewegungsmelder in den WC- Anlagen stromsparend wirken sollen.
- Geheizt wird das Pfarrzentrum durch Fernwärme. Die Wärmeisolierung wurde im Zuge der
Renovierung auf aktuellen Stand gebracht.
Wir gratulieren der Pfarre Stockerau schon jetzt zur tollen Umgestaltung des Pfarrzentrums, das
Anfang 2017 eröffnet werden soll.
Die Pfarre Kritzendorf,
in der rund 1500 Katholiken leben, gehört organisatorisch zum Vikariat Wien-Stadt, liegt aber natürlich im wunderschönen NÖ, ist Teil der Stadtgemeinde Klosterneuburg und wird vom Stift Klosterneuburg seelsorglich betreut. Auch in der Pfarre Kritzendorf hat man sich an die Renovierung des Pfarrheimes gemacht. Der alte etwa 20 Jahre alte Gas-Heizkessel mit Zweipunktregelung (Ein/Aus) hatte einen schlechten Wirkungsgrad und musste schon wegen der langen Betriebszeit getauscht werden. Auch die Fenster waren in die Jahre gekommen und hinsichtlich Dichtheit und K-Wert nicht mehr vertretbar. Nach eingehenden Diskussionen verschiedenster Varianten hat man folgende Arbeiten im Pfarrheim vorgenommen für die die Pfarre heute ausgezeichnet wird:
- Installation eines 38 KW Pellets-Heizkessel inkl. neu adaptierten Kamin
- 1000 Liter Pufferspeicher, um die Anzahl der Zündungen bei Teillastbetrieb zu verringern
(erhöht die Brenner-Lebensdauer).
Die Energieeinsparung gegenüber dem alten Gaskessel beträgt etwa 23% (Kesselwirkungsgrad), der Preisvorteil der Pellets gegenüber Gas ist saisonabhängig und beträgt etwa 10%.
- Wärmedämmung (15 cm) zwischen Dachboden und oberstem Stockwerk.
- Tausch der alten Heizungspumpen gegen neue mit geringerem Stromverbrauch.
- Tausch sämtlicher Fenster gegen neue mit Dreifachverglasung.
Herzliche Gratulation zu dem Engagement!
Zusammenfassend sagte der Umweltbeauftragte der ED Wien, Markus Gerhartinger: „Ich bin froh über die Zusammenarbeit mit der Diözese St. Pölten und dem Land Niederösterreich weil es hilft, tolle Initiativen in den Pfarren sichtbar zu machen und auch andere Pfarren motivieren kann, ökologisch nachhaltige Projekte umzusetzen.
Evangelische Pfarrgemeinde Amstetten-Waidhofen/Ybbs
Naturschutz: Der Pfarrgarten hat seit einigen Jahren das Gütesiegel „Natur im Garten“. Er ist daher frei von Pestiziden.
Einkauf: Kaffee und Tee werden beim „fair trade“ Handel gekauft. Die Pfarre betreibt an zwei Standorten 3. Welt Läden. Der Apfelsaft stammt von den Äpfeln aus dem Pfarrgarten. Regionaler Einkauf am Wochenmarkt, Neuanschaffungen von Geräten „energiesparend“, Lampen im Pfarrhaus auf LED umgestellt.
Weitere Infos:Presse Diözese St. Pölten
Fotos zu den Wiener Preisträgern: hier.