Bischof Chalupka: selbst Verantwortung übernehmen
Sie sprach den Religionen ihren Dank für den geschlossenen Einsatz für das Klimavolksbegehren im Frühsommer aus und hob insbesondere den Einsatz der Evangelischen Kirche in Sachen Nachhaltigkeit hervor. Die gegenwärtige Situation mit zwei parallelen Krisen – der Erderwärmung und der Coronapandemie – bringe viel Unsicherheit mit sich. Dabei seien da wie dort Antworten in Form notwendiger Maßnahmen bekannt. Nun gehe es aber darum, “Mut aufzubringen, die Antworten in Taten umzusetzen”, so Gewessler am Dienstagnachmittag in der evangelischen Auferstehungskirche in Wien. Die Politik könne dafür Rahmenbedingungen schaffen; den Religionsgemeinschaften gelänge es jedoch, die Menschen innerhalb der Gemeinschaft zu erreichen, der sie sich zugehörig fühlten, “nicht nur allein, sondern gemeinsam mit anderen.” Gerade Religionsgemeinschaften “können uns dabei bestärken, Verantwortung für die Umwelt und für kommende Generationen zu übernehmen.”
Gerade Religionsgemeinschaften “können uns dabei bestärken, Verantwortung für die Umwelt und für kommende Generationen zu übernehmen", sagte die Umwelt- und Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. Foto: epd/Uschmann
Chalupka: “Nicht warten, bis politische Regelungen zum Handeln zwingen”
Der Glaube, “dass Gott es gut mit uns meint”, die evangelische Tradition,”in Freiheit Verantwortung zu übernehmen”, und den Mut, sich auch als kleine Glaubensgemeinschaft eine Vorreiterrolle zuzutrauen definierte der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka als Beitrag der Kirchen zum Klimaschutz. Mit der Sintflut habe der Mensch bereits einen Weltuntergang hinter sich. Danach habe Gott sich “zu einem Ökosystem im Gleichgewicht” bekannt. Sich dafür einzusetzen, sei angesichts der zunehmenden Zerstörungsmacht des Menschen “umso dringlicher”. Christinnen und Christen seien es gewohnt, für etwas einzutreten, “bei dem die Kraft eines einzelnen Menschen nicht ins Gewicht zu fallen scheint”, so Chalupka weiter. Zweifel an der Sinnhaftigkeit individueller Maßnahmen zur Bewahrung der Schöpfung dürften daher nicht als Ausrede gelten, sondern sollten vielmehr ein Ansporn sein – gerade für die Evangelische Kirche in Österreich, die es gewohnt sei, in Freiheit und Verantwortung “als Minderheit in der Diaspora zum Wohlergehen des Ganzen” beizutragen. “Wir müssen nicht darauf warten, bis uns politische Regelungen dazu zwingen, sondern können selbst Verantwortung übernehmen.” Man müsse fortkommen von einer “Droh- hin zu einer Frohbotschaft”, um aus einem “Kreislauf der Selbstzerstörung” auszutreten.
Rogenhofer: Braucht “mutige Klimapolitik”
In kurzen Statements brachten vier Expertinnen aus unterschiedlichen religiösen und professionellen Hintergründen ihre Erwartungen angesichts des Klimawandels zum Ausdruck. “Wir müssen mehr machen, als ein Mal auf´s Plastiksackerl zu verzichten”, sagte Katharina Rogenhofer, Bundessprecherin des Klimavolksbegehrens, vielmehr brauche es “jede Bürgerin und jeden Bürger” ebenso wie eine “mutige Klimapolitik”. Es gebe die Vision einer positiven Zukunft, in der man es 2050 geschafft habe, aus fossilen Brennstoffen auszusteigen, und grüne Städte zu bauen sowie, saubere, flexible Mobilität umzusetzen. Dazu müsse man eine Wirtschaft denken, “die mit unseren Lebensgrundlagen gut umgeht und zukunftsfähige Arbeitsplätze schafft”.
Sadikovic: “Jungen Menschen geht es darum, Verantwortung wahrzunehmen”
Frieden zu stiften und gerecht zu sein sei ein Anspruch an uns selbst und an unsere Umwelt, sagte Edina Sadikovic von der Muslimischen Jugend und erinnerte daran, dass sich Musliminnen und Muslime aus ihrem Glauben heraus für “Frieden und Gerechtigkeit” einsetzen wollen; als “junge Menschen geht es uns darum, Verantwortung gegenüber unserer Gesellschaft und Umwelt wahrzunehmen”.
Klaiber: Braucht Neuverhandlung des “Geheimnis Mensch”
Bezugnehmend auf das lateinische Wort “reformare” – “Verwandeln” entwarf die römisch-katholische Theologin Judith Klaiber eine Vision einer Gesellschaft, die sich durch Solidarität und Gemeinwohlorientierung auszeichne, die ein “Beieinander trotz Differenzen” organisiere und in der die Menschenwürde unantastbar bleibe. Es brauche dazu eine Neuverhandlung und Klärung dessen, was das “Geheimnis Mensch” sein könne: “Als Gesellschaft müssen wir neu darüber ins Gespräch kommen, was menschliches Leben heißt.”
Christ: Ideen von Jugendlichen sollen in Kirche “ankommen”
Auf die kleinen Schritte zum Klimaschutz, die in einer Gemeinschaft wie der Pfarrgemeinde gesetzt werden können, wies Francesca Christ von der Evangelischen Jugend Salzburg-Tirol hin, “Kirche ist ein Ort, wo wir gemeinsam etwas schaffen können”. Wichtig sei, dass “jung und alt gemeinsam hier arbeiten, Grenzen überwinden, umdenken”. Sie wünsche sich, dass die Ideen von Jugendlichen in der Kirche “ankommen”.
Quelle: https://evang.at/gewessler-verantwortung-nicht-nur-allein-sondern-gemeinsam-mit-anderen/