Presseaussendung: Bischöfe und Umweltbeauftragte zum Klimavolksbegehren
(11.1.21) Presseaussendung der kirchlichen Umweltbeauftragten Österreichs
Die katholischen und evangelischen Umweltbeauftragten unterstützen die Forderungen des Klimavolksbegehrens. Es ist höchste Zeit für Umweltgerechtigkeit! Gutes Leben für alle muss möglich gemacht werden unter Berücksichtigung der Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Grund genug, alle Maßnahmen zu setzen, den Ausstoß von Treibhausgasen drastisch zu reduzieren.
„Oft wird der Klimaschutz als Aufruf zur Umkehr, als eine unangenehme Sache der Buße und des Verzichts dargestellt. Und es stimmt schon, Klimaschutz hat auch mit Verzicht zu tun. Aber ich habe hier von AktivistInnen aus der 'Fridays for Future'-Bewegung und aus der Bewegung zum Klimaschutzvolksbegehren etwas gelernt. Sie geben zu bedenken: Wer das Klima schädigt, der leistet eigentlich den allergrößten Verzicht! Er verzichtet auf die eigene Zukunft, auf gute Luft in den Städten, auf Schnee in den Bergen, auf die Lebensqualität unserer Kinder und Enkel! Klimaschutz ist eine schöne Aufgabe, er dient der Lebensqualität und der Zukunft. Er ist, sage ich aus dem Glauben heraus, ein Loblied der Schöpfung und des Schöpfers. Diese Einsicht muss allerdings in die Köpfe und Herzen der Menschen gelangen. Ich unterstütze daher die Anliegen des Klimavolksbegehrens, das einen wichtigen Schritt zur Bewusstseinsbildung in unserer Gesellschaft darstellt.“ So der Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich, Michael Chalupka.
Um genau diese Lebensqualität zu sichern, muss unter anderem beim Verkehr angesetzt werden. Die Mobilität ist einer der größten Verursacher von klimaschädlichen Emissionen und hat auch bedeutende gesundheitliche Auswirkungen, so zum Beispiel durch Feinstaub oder Lärm.
Der Umstieg auf klimafreundliche bzw. emissionsfreie Verkehrsmittel fällt vielen Menschen schwer. Das liegt insbesondere im ländlichen Raum an den mangelnden Angeboten. Auch manche staatlichen finanziellen Anreize weisen in die falsche Richtung. Die Ökologisierung der Rahmenbedingungen für den Verkehr ist entscheidend für den Umstieg.
Die katholischen und evangelischen Umweltbeauftragten tragen mit der „Aktion Autofasten“ zum Umstieg bei. Im begrenzten Zeitraum von Aschermittwoch bis Karsamstag rufen sie auf, Auto-Kilometer einzusparen. Ein überschaubarerer Zeitraum, um ökologischeres Verhalten einzuüben. Die Rückmeldungen der UnterstützerInnen bestätigen die Probleme. Ihre Bereitschaft zur Veränderung des Lebenswandels scheitert an mangelnden Alternativen.
Unser aller Zukunft hängt von einem unaufschiebbaren grundlegenden Wandel in unserer Lebens- und Wirtschaftsweise ab, betont Stephan Turnovszky: „Als Österreichischer Jugendbischof freue ich mich über die wachsende Sensibilität für die Anliegen der Schöpfungsverantwortung. Wir sind Teil einer wachsenden globalen Bewegung, die die Überfälligkeit und Dringlichkeit einschneidender Maßnahmen zum Schutz des ‘gemeinsamen Hauses Erde‘ durch Politik, Wirtschaft und alle Institutionen der Gesellschaft einmahnt. Ein besonderes Augenmerk richten wir als Kirche auf die schwächsten und verletzlichsten Menschen. Sie sind von den ökologischen Gefahren am meisten bedroht und zugleich am wenigsten in der Lage, sich anzupassen. Darum fordere ich im Sinne der Umweltgerechtigkeit dazu auf, in umweltverträgliche Technologien zu investieren, eine Wirtschaftsordnung der Kostenwahrheit zu etablieren, mit Ressourcen (wie Wasser, Boden und fossilen Brennstoffen) sparsam umzugehen und auch Einschränkung und Verzicht zu üben.“
Die Forderungen des Klimavolksbegehrens weisen den Weg in die richtige Richtung, wie auch Papst Franziskus nicht müde wird zu betonen. Es ist höchste Zeit, die nächsten Maßnahmen zu setzen, um ein gutes Leben für alle, Menschen wie Tiere, zu sichern - heute und morgen. Deshalb betont Markus Gerhartinger, Sprecher der kirchlichen Umweltbeauftragten Österreichs: „Wir setzen volles Vertrauen in die Politik. Die politisch Verantwortlichen haben in den letzten Monaten bewiesen, dass sie auf große Herausforderungen schnell reagieren können. Tun Sie es auch bei der Klimafrage! Koppeln Sie auch jetzt bereits Ihre Maßnahmen gegen die Pandemie mit Klimaschutz!“
Links:
Die nächste öffentliche Umweltausschuss-Sitzung des Parlaments, in der das Klimavolksbegehren behandelt wird, findet am 13.1.2021 ab 14:30 Uhr statt. Sie kann live online hier mitverfolgt werden. Livestream
Kathpress-Artikel, der auf dieser o.a. Presseaussendung vom 11.1.2021 basiert:
Wien, 11.01.2021 (KAP) Umweltgerechtigkeit muss das "gute Leben" für alle, unter Berücksichtigung der Lebensräume für Pflanzen und Tiere, ermöglichen: Diesen Appell haben katholische und evangelische Umweltbeauftragte zwei Tage vor der zweiten Sitzung des parlamentarischen Umweltausschusses zu den Forderungen des Klimavolksbegehrens (KVB) in Richtung Politik gestellt. Das KVB weise den Weg "in die richtige Richtung", betonten auch der Wiener Weihbischof Stephan Turnovszky und der evangelische Bischof Michael Chalupka in einer Aussendung am Montag.
Positiv hob Jugendbischof Turnovszky die wachsende Sensibilität für die Anliegen der Schöpfungsverantwortung hervor. Gemeinsam mit dem KVB oder der "fridays for future"-Bewegung sei man "Teil einer wachsenden globalen Bewegung, die die Überfälligkeit und Dringlichkeit einschneidender Maßnahmen zum Schutz des 'gemeinsamen Hauses Erde' durch Politik, Wirtschaft und alle Institutionen der Gesellschaft einmahnt."
Aktuell hänge "unser aller Zukunft" von einem unaufschiebbaren grundlegenden Wandel in der Lebens- und Wirtschaftsweise ab, verwies Turnovszky im Blick auf Papst Franziskus und zahlreiche katholische Stimmen. Im Sinne der Umweltgerechtigkeit appelliere er daher in Richtung Politik und Gesellschaft in umweltverträgliche Technologien zu investieren, eine "Wirtschaftsordnung der Kostenwahrheit zu etablieren" sowie mit Ressourcen - wie Wasser, Boden und fossilen Brennstoffen - sparsam umzugehen.
Dringend erforderlich sei dabei auch "ein besonderes Augenmerk auf die schwächsten und verletzlichsten Menschen. Sie sind von den ökologischen Gefahren am meisten bedroht und zugleich am wenigsten in der Lage, sich anzupassen", mahnte der Wiener Weihbischof.
Chalupka: Klimaschutz dient Lebensqualität
Bischof Chalupka plädierte bei der Verwendung des Begriffs "Verzicht" für eine Blickumkehr: "Oft wird der Klimaschutz als Aufruf zur Umkehr, als eine unangenehme Sache der Buße und des Verzichts dargestellt", so der Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich. Klimaschädiger würden jedoch auf mehr, etwa die Lebensqualität ihrer Kinder und Enkel, gute Luft in den Städten oder auf Schnee in den Bergen "verzichten".
Klimaschutz diene damit der "Lebensqualität und der Zukunft", betonte Chalupka, der ebenfalls die Anliegen des KVB unterstützt. Er verwies dabei auf den religiösen Aspekt der Umweltbewegung, als "Loblied der Schöpfung und des Schöpfers".
Forderung nach Mobilitätswende
Für Markus Gerhartinger, der Sprecher der diözesanen Umweltbeauftragten, kann die aktuelle Corona-Krise auch ein Anstoß für ein Umdenken sein. Sein Appell an die Politik und Bundesregierung: "Koppeln Sie auch jetzt bereits Ihre Maßnahmen gegen die Pandemie mit Klimaschutz." Die politisch Verantwortlichen hätten in den letzten Monaten bewiesen, dass sie "auf große Herausforderungen schnell reagieren können. Tun Sie es auch bei der Klimafrage!".
Ein rasches Umdenken brauche es aktuell in puncto Mobilität und den damit verbundenen massiven klimaschädlichen Emissionen, forderten die diözesanen Umweltbeauftragten, gerade weil der Umstieg auf klimafreundliche bzw. emissionsfreie Verkehrsmittel noch vielen Menschen schwerfalle. Als positives Beispiel nannte Gerhartinger die "Aktion Autofasten", wo es darum geht, in einem begrenzten Zeitraum - von Aschermittwoch bis Karsamstag - Auto-Kilometer einzusparen.