Alle Diözesen erarbeiten öko-soziale Beschaffungsordnung
(16.11.15) Bei ihrer Herbsttagung 2015 befassten sich die österreichischen Bischöfe mit der Ökologie-Enzyklika "Laudato Si" und den Konsequenzen für die Kirche vor Ort. Die Bischofskonferenz hat ambitionierte Umweltziele beschlossen: nachhaltige Leitlinien, Maßnahmen zur Energiewende und eine öko-soziale Beschaffungsordnung in jeder Diözese.
Tiere sind unsere Kumpanen! Dieses Wort stammt vom lateinischen "Cum Panis" - "Mit Brot." Tiere sind Lebewesen, mit denen ein Bauer in der Not sein Brot teilt!
Die fünfteilige Artikelserie wurde verfasst und zur Verfügung gestellt von Mag. Dr. Kurt Schmidinger. Der Autor ist Geophysiker, Lebensmittelwissenschaftler und Gründer des Projekts www.futurefood.org.
Weltweit werden pro Jahr fast 65 Milliarden Nutztiere für die Ernährung getötet, oder jede Minute 125.000 Tiere – eine unvorstellbare Zahl! Kein Wunder, dass diese Massen von Nutztieren weit mehr Exkremente als die gesamte Menschheit produzieren. Die Landwirtschaft verbraucht 70% des Wasserbedarfs der Menschheit, ein großer Teil davon fließt in die Tierhaltung. Die Nutztierhaltung belegt 80 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen oder zwei Drittel aller vom Menschen genutzten Fläche weltweit - und liefert dabei nur 17% der Nahrungskalorien. Der Anbau von Futtermitteln für die Massentierhaltung und die Schaffung von Rinderweiden sind die mit Abstand wichtigsten Gründe für die Regenwaldzerstörung in Südamerika. Bodenerosion, Überdüngung, Grundwasserbelastung, Verlust der Artenvielfalt sind weitere Bereiche, in denen die „Massenproduktion“ von Nutztieren oder anders formuliert, die Produktion von Fleisch, Milch und Eiern, weltweit massiv Schäden anrichtet.
Einen speziellen Bereich wollen wir uns aber etwas genauer ansehen – den Klimawandel: Die Nutztierhaltung ist laut UN-Landwirtschaftsorganisation FAO zu 18% an dem durch menschliche Aktivitäten verursachten Treibhausgasausstoß beteiligt, also am Klimawandel. Das ist mehr als alle PKWs, LKWs, Motorräder, Flugzeuge, Schiffe, Züge weltweit zusammengenommen. Andere Institutionen kommen sogar auf noch höhere Zahlen, das Worldwatch-Institut ist hier „Spitzenreiter“ und bezifferte 2009 den Einfluss der Nutztierhaltung auf den Klimawandel gar mit 51%:
Aber warum ist die Produktion von Tierprodukten im Vergleich zu pflanzlichen Nahrungsmitteln so umwelt- und klimabelastend? Die Produktion tierlicher Lebensmittel verlängert die Nahrungskette von der Pflanze zum Menschen um das Tier. Die meisten Kalorien der Futtermittel gehen bei der Fleischerzeugung für den Stoffwechsel des Tieres sowie für Wachstum von Knochen und Ähnlichem verloren. Im Schnitt über die Tierarten werden aus etwa 7 Kalorien Futtermittel folgendes: 1 Kalorie Fleisch, knapp 1 Kalorie wird zu Knochen, Haut, Innereien usw. und gut 5 Kalorien verbraucht das Tier im eigenen Stoffwechsel, diese werden also letztlich in Exkremente umgewandelt. De facto produzieren wir in der Massentierhaltung aus Getreide, Soja usw. also primär Exkremente. Sehr verschwenderisch! Um Fleisch zu produzieren sind daher sehr große Anbauflächen für Futtermittel nötig, viel davon in Übersee. Wenn die Fläche nicht mehr reicht, wird oft Regenwald brandgerodet, was enorme Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) freisetzt. Große Futteranbauflächen und enorme Mengen Futtermittel bedeuten oft auch größeren maschinellen Einsatz von Landmaschinen und mehr Transporte, was auch erhöhte CO2-Emissionen nach sich zieht. In der Regel verursachen Tierprodukte auch mehr Gülle- oder Kunstdüngerausbringung, was wiederum die Emissionen von Lachgas oder auch Methan, zwei weiteren ganz wichtigen Treibhausgasen, in die Höhe treibt. Wiederkäuer wie Rinder und Schafe bilden zudem in ihren Mägen große Mengen Methan.
Eine groß angelegte, multidisziplinäre Studie der niederländischen Umweltbehörde NEAA aus dem Jahr 2009 zeigt, dass wir die Reparaturkosten für das Weltklima bis 2050 fast komplett einsparen könnten, wenn wir weltweit auf Tierprodukte verzichten würden: In konkreten Zahlen: Von 40 Billionen (40.000.000.000.000) US Dollar könnten wir uns dabei weltweit 32 Billionen Dollar an Kosten ersparen, um die Treibhausgase in der Atmosphäre bis 2050 auf dem heutigen Niveau zu stabilisieren. Ein Hauptgrund hierfür: Würden wir auf Tierprodukte verzichten, würden soviel Flächen frei werden, dass die dort nachwachsende Vegetation wie ein Schwamm große Mengen Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre „aufsaugen“ könnte. Und gemeinsam mit dem Wegfall der Treibhausgase aus der Nutztierhaltung selbst wäre diese einzigartige Entlastung für das Weltklima bis 2050 möglich. Nur offenbar wird diese Maßnahme für derart utopisch gehalten, dass sie den Sprung aufs politische Parkett der Klimakonferenzen bisher noch nicht geschafft hat.
Im Gegensatz zu Tierprodukten halten pflanzliche Nahrungsmittel die Nahrungskette (Pflanze – Mensch) kurz und sind gesamt gesehen um ein Vielfaches effizienter und umweltschonender als Tierprodukte!
Die Bilanz der intensiven Nutztierhaltung: Aus 7 Kalorien Getreide wird nur 1 Kalorie Fleisch, über 5 Kalorien gehen im Stoffwechsel der Tiere verloren und werden als Exkremente ausgeschieden, und 1 Kalorie wird in nicht essbare Körpermasse wie Knochen, Innereien, Fell oder Federn umgewandelt. Diese Verschwendung ist ein Hauptgrund, warum der gigantische globale Fleischkonsum für die Umwelt und die Welternährung fatale Konsequenzen hat.
Der Regenwald im Amazonas wird zum größten Teil für den Futtermittelanbau für die Massentierhaltung und für Rinderweiden brandgerodet.
In der industriellen Intensivtierhaltung in Tierfabriken, in der mittlerweile der größte Teil der weltweit pro Jahr erzeugten 65 Milliarden Nutztiere weltweit wie leblose Ware produziert wird, beginnt das Leid genaugenommen schon vor der Geburt: Die Tiere wurden jahrzehntelang auf extreme Lege-, Milch-, Fleischleistung gezüchtet, und als solche Qualzuchten erblicken sie das (Kunst-)Licht der Welt. Gleich nach der Geburt endet für manche das Leben auch gleich wieder: Männliche Legeküken werden unmittelbar nach dem Schlupf vergast oder geschreddert, weil sie ja keine Eier legen und im Vergleich zu den Mastzuchtlinien auch viel zu langsam wachsen, um gewinnbringend großgezogen werden zu können. Kälber in der Milchwirtschaft wiederum werden sofort nach der Geburt von der Mutter getrennt, die Muttermilch ist ja schließlich für den Menschen bestimmt, nicht für das Säuglingskalb. Ein Großteil der Tiere wird nach der Geburt gleich an die industrielle Haltung angepasst, die ihnen bevorsteht: Schnabelkürzen, Enthornen, Zähne- u. Schwanzkürzen, in der Regel ohne Narkose, gehören da dazu, männliche Ferkel werden aus Gründen des Fleischgeschmacks oft auch noch ohne Narkose kastriert.
Das weitere Leben fristen viele Nutztiere dann in winzigen Käfigen, z.B. Legehennen in Legebatterien oder Kaninchen in winzigen Käfigen. Beides ist in Österreich de facto verboten, weltweit aber fast überall Standard. Auch Muttersauen fristen einen großen Teil ihres Lebens in körperengen, sargähnlichen Kastenstand-Käfigen, und das auch in Österreich. Viele Kühe sehen immer den gleichen Ausschnitt der dreckigen Stallwand vor ihnen, wenn sie ihr Leben lang an einer Stelle angebunden gehalten werden. Mastschweine, Masthühner, Puten, Enten, Gänse und viele andere Tiere werden dichtgedrängt und oft schwer verletzt in stinkenden, stickigen Hallen und Buchten gehalten, je nach Tierart entweder auf kotverschmierter Einstreu, auf Gitterböden oder auf Betonspaltenböden.
Manchen Tieren blühen besonders schlimme Schicksale, wie die Zwangsfütterung für die Produktion von Enten- und Gänsestopfleber mit enormen Futtermengen von bis zu einem Fünftel des Eigengewichts der Tiere – und das täglich. Diese Quälerei ist zwar in den meisten Ländern wie auch in Österreich verboten, die Stopflebern werden aber auch bei uns aus Frankreich oder Ungarn importiert. Immer wieder werden auch schlimme Vernachlässigungen auf Videos und Fotos in Undercover-Recherchen dokumentiert: Z.B. verletzte Tiere, die man nicht erlöst, Hühner, die einfach in ihren Käfigen langsam verenden, oder Schweine, die man verletzt aus den Mastbuchten auf den Gang zerrt, wo sie kein Futter mehr verbrauchen, weil sie es ja ohnehin nicht mehr zum Schlachthof schaffen, und dort langsam verdursten. Verdursten müssen auch zu klein geratene Masthühner, die sog. „Kümmerlinge”, wenn die Tränken in den Masthallen mit dem Wachstum der Tiere höhergestellt werden, und von den Kümmerlingen nicht mehr erreicht werden können. Diese picken dann noch verzweifelt im Kot der anderen Tiere nach Feuchtigkeit, ehe sie langsam verenden. Wirtschaftlich sind solche Ausfälle einkalkuliert und kein Malheur, fürs Individuum sind sie jedoch tragisch. Doch das Individuum zählt in der Massentierproduktion nicht. Technische Defekte und Brände in Intensivtierhaltungen führen regelmäßig zum Massentod, Notausgänge für die Evakuierung sind in den fensterlosen Tierfabriken nicht vorgeschrieben, und die Versicherung zahlt den finanziellen Schaden ohnehin.
Nach dem Leben in der Tierfabrik oder im Glücksfall auf der Weide folgt noch der Transport zum Schlachthof, manchmal um die halbe Welt, wie bei Schafen und Rindern aus Australien nach Ägypten beispielsweise. Am Schlachthof selbst werden weltweit Milliarden Tiere aus religiösen Gründen bei vollem Bewusstsein entblutet. Aber auch bei uns sind sie oft ungenügend betäubt und erleben ihre Schlachtung bei vollem Bewusstsein mit. Im Film „Das Brüllen der Rinder“ aus einem Schlachthof in Oberösterreich ist das beispielsweise dokumentiert. Im allerschlimmsten Fall leben Hühner oder Schweine sogar dann noch, wenn sie ins heiße Brühbad gelangen und dort qualvoll sterben. Wieder andere Tiere werden überhaupt mit Absicht lebendig gekocht, z.B. Hummer. Und eingeschleuste Personen haben mit versteckter Kamera in Europa und den USA immer wieder schlimme Misshandlungen der Tiere durch frustriertes Schlachthofpersonal dokumentiert.
Sie kennen sicher alle die goldenen Regel der Ethik: „Was du nicht willst, dass man dir tu’, das füg’ auch keinem anderen zu“. Es gibt keinen Grund, diese Regel nicht auch auf Hühner, Rinder, Schweine und Co anzuwenden, zumal sie alle leidensfähige, bewusste Lebewesen sind. Die Realität ist jedoch für den Großteil der Nutztiere weltweit eine ganz andere: Sie leben in Zuständen, die wir selbst nicht ertragen könnten. Haltung von Muttersauen in sargähnlichen Kastenständen. Aufgrund intensiver Bemühungen des Tierschutzes und der Volksanwaltschaft und auch der Schweine-Richtlinie der EU in Österreich ab 2013 nicht mehr lebenslang erlaubt, aber längst noch nicht verboten.
„Das Vieh der Reichen frisst das Brot der Armen" - vielleicht kennen Sie diesen Spruch. Was ist da wirklich dran? Das wollen wir heute im Teil 3 der Serie über die Auswirkungen des Fleischkonsums etwas genauer beleuchten. Tierfleisch zu essen bedeutet, die Nahrungskette von der Pflanze zum Menschen zu verlängern. Auf dem Umweg über die Tiere, die je nach Tierart bis zu 10 oder sogar noch mehr pflanzliche Futter-Kalorien benötigen, um eine tierliche Nahrungskalorie zu liefern, werden weltweit enorme Mengen Nahrungsmittel verschwendet.
Viele von uns halten es zu Recht für einen Skandal, dass in Österreich pro Kopf und Jahr kiloweise Lebensmittel am Müll landen. Aber wem ist bewusst, dass jeder und jede von uns pro Kilogramm Fleisch mehrere Kilogramm Getreide oder Soja „wegwirft", weil im Durchschnitt über alle Tierarten und Haltungsformen etwa 7 oder 8 Kalorien pflanzliche Futtermittel nötig sind, um eine Kalorie Fleisch zu produzieren? Und von Getreide und Soja könnten wir uns auch sehr gut und effizient direkt ernähren. Bei der Verfütterung an Nutztiere geht jedoch der größte Teil der pflanzlichen Kalorien im Stoffwechsel der Tiere verloren und wird als Gülle ausgeschieden, ein weiterer Teil wird zudem in nicht essbare Körperteile wie z.B. Knochen umgewandelt. Fleisch zu essen ist also so, als würden wir bei jedem Laib Brot, den wir kaufen, immer nur ein Siebtel essen und sechs Siebtel wegwerfen. Bei einem Fleischkonsum von 70 Kilogramm pro Jahr, und abzüglich der reinen Weidetiere, auf die wir im nächsten Absatz noch eingehen, kommt man auf unglaubliche 400 Kilogramm Essen, die wir durch den Fleischkonsum unbewusst „wegwerfen" jedes Jahr. Rechnet man Milch und Eier dazu, ist es wohl noch mehr!
Wie schon angedeutet, gibt es eine Form der Nutztierhaltung, die nicht Kalorien vernichtet: Die reine Weidehaltung von Wiederkäuern, also Rindern und Schafen auf Flächen, die nicht für den Ackerbau geeignet sind, also z.B. auf Almen oder in der Savanne. Wiederkäuer können im Gegensatz zu Menschen, Hühnern oder Schweinen aus Gras für den Menschen nutzbare Kalorien in Form von Fleisch oder Milch machen. Die Weidehaltung ist sicher auch die artgerechteste Form der Tierhaltung. Sie hat aber auch ihre Nachteile, so wirken sich z.B. das Methan aus den Rindermägen und der enorme Flächenbedarf schlecht auf die Ökobilanz aus, und die generellen Gesundheitsnachteile von (rotem) Fleisch treffen auch auf die Tiere aus Weidehaltung zu, wie wir in Teil 4 unserer Serie in der nächsten Ausgabe ausführen werden. Und klar, diese Tiere werden auch geschlachtet, und vorher zudem oft auch noch weit transportiert.
Und vor allem, machen wir uns da bitte nichts vor: Die reine Weidetierhaltung ohne Zufütterung von Futtermitteln hat in Österreich und weltweit leider nur noch geringe Bedeutung. Weltweit machen Schweine, Hühner und Puten schon 70% der Fleischproduktion aus, Tendenz steigend, und diese Tiere können Gras gar nicht verwerten, sondern essen das gleiche wie wir Menschen. Und auch Rinder werden weltweit zu einem beträchtlichen Teil mit Soja oder Mais gefüttert, weil sie damit einfach schneller wachsen. Und damit sind wir wieder bei der Tatsache angelangt, dass die Produktion von Fleisch weltweit enorme Mengen an Nahrungsmitteln verschwendet. Und das lässt sich auch zahlenmäßig belegen: 1300 Millionen Tonnen Getreide, Hülsenfrüchte, Öle, Kleien und Fischmehl waren es laut UN-Landwirtschaftsorganisation FAO im Jahr 2008, die an die Tiere weltweit verfüttert wurden. 754 Millionen Tonnen macht allein das Getreide aus. Wenn man die Welt mal als Außenstehender unvoreingenommen betrachtet, so ist es doch unglaublich, dass die Menschheit über die Nutztierhaltung mehr als ein Drittel (!) ihrer Ernte an Getreide plus Soja in Exkremente umwandelt, während viele Menschen hungern.
Natürlich ist der Welthunger primär ein Verteilungsproblem und wird durch Kriege und soziale Ungerechtigkeit angeheizt, aber eben auch durch den Fleischkonsum. Das lässt sich auch beweisen, indirekt zumindest: Im Jahr 2008 wurden laut FAO 100 Millionen Tonnen Getreide für die menschliche Ernährung verloren, indem auf den entsprechenden Flächen statt Lebensmitteln Agrartreibstoffe („Biosprit") angebaut wurde. Politik und Medien brachten das gleich massiv mit der Verknappung und Verteuerung von Lebensmitteln in Zusammenhang, und das auch zurecht. Die Zahlen der FAO beweisen aber, dass im Vergleich dazu 754 Millionen Tonnen Getreide an Tiere verfüttert wurden, die nur etwa ein Siebtel der Kalorien dann als Fleisch zurückliefern. Wenn Biosprit 2008 zur Welternährungskrise beigetragen hat und auch heute noch beiträgt, dann die Fleischproduktion natürlich um ein Vielfaches mehr.
Hungerkatastrophen gehören längst zum Alltag auf der Erde. Laut UNICEF verhungern mehr als 8000 Kinder weltweit jeden Tag, 3 Millionen pro Jahr. Zugleich stammen fast 70 Prozent der in die EU importierten Futtermittel aus Entwicklungsländern, in denen häufig Unterernährung herrscht. In einer Welt mit rasant zunehmender Gesamtbevölkerung wird die Sicherstellung der Welternährung immer bedeutender. Vegetarische, am besten rein pflanzliche Nahrungsmittel leisten hier einen wesentlichen Beitrag.
Die Bilanz der intensiven Nutztierhaltung: Aus 7 Kalorien Getreide wird nur 1 Kalorie Fleisch, über 5 Kalorien gehen im Stoffwechsel der Tiere verloren und werden als Exkremente ausgeschieden, und 1 Kalorie wird in nicht essbare Körpermasse wie Knochen, Innereien, Fell oder Federn umgewandelt. Diese Verschwendung ist ein Hauptgrund, warum der gigantische globale Fleischkonsum für die Umwelt und die Welternährung fatale Konsequenzen hat.
Ob Fleisch gesund oder doch nicht gesund ist, ist überraschend vieldiskutiert. Überraschend deshalb, weil Vegetarier(innen) in großangelegte Vergleichsstudien mit Fleischesser(innen) regelmäßig besser abschneiden, siehe Kasten. In vielen dieser Studien werden zudem andere Einflussfaktoren auf die Gesundheit, wie Rauchen, Alkoholkonsum, Sportausübung, Alter, Geschlecht und sozialer Status berücksichtigt und statistisch aus dem Ergebnis herausgerechnet. Speziell Herz-Kreislauferkrankungen, verschiedenen Formen von Diabetes und Krebs und viele andere Zivilisationskrankheiten werden mit Fleischkonsum in Verbindung gebracht. Diese vergleichenden Studien wurden vorwiegend in Europa und den USA gemacht, gelten also zumindest für Wohlstandsländer wie Österreich.
Der (hohe) Konsum tierischer Lebensmittel wird mit folgenden Krankheiten in Zusammenhang gebracht:
Herz-/Kreislauferkrankungen (Oxford Studies, 7 Tage Adventistenstudie, Studien von ADA, Uni Gießen, Bundesgesundheitsamt Berlin, u.v.m.)
Dickdarmkrebs (American Cancer Society, Univ. Oxford, Univ. San Diego, Krebsforschungszentrum Heidelberg), Brustkrebs (Harvard Medical School), Prostatakrebs (PCRM, Washington DC), Magenkrebs (EPIC)
Zudem sind auch die größeren weltweiten Seuchen der letzten Jahrzehnte, die sog. Pandemien, wie die Vogelgrippe, Schweinegrippe, EHEC, BSE direkt oder indirekt aus der Massentierhaltung entstanden: Kein Wunder, leben dort doch: Milliarden Lebewesen dichtgedrängt in katastrophaler Haltung, was das Immunsystem der Tiere schwächt und Übertragungen von Krankheiten fördert. Wir wissen nicht, welche Pandemien wir uns in Zukunft in der Massentierhaltung heranzüchten, und ob und wann eine dabei sein wird, die auch beim Menschen zu Massensterben führt. Vielleicht passiert das morgen, vielleicht aber auch die nächsten hundert Jahre nicht. Ähnlich verhält es sich mit den Antibiotikaresistenzen aus der Massentierhaltung durch den massiven Einsatz von Antibiotika dort. Alles ein Spiel mit dem Feuer.
Aber auch hier und jetzt haben Tierprodukte diverse Auswirkungen auf unsere Gesundheit: Bakterielle Lebensmittelvergiftungen (mit Salmonellen, Campylobacter, Staphylokokken oder E. coli beispielsweise) sind zumeist auf Tierprodukte zurückzuführen, ist Ihnen das schon mal aufgefallen?
All die genannten Gefahren können durch eine vegetarische oder vegane Ernährung vermieden oder zumindest stark reduziert werden. Zudem bekommt unser Körper dann weit weniger von einigen schädlichen Inhaltsstoffen der Nahrung ab, wie Nahrungscholesterin, Arachidonsäure, Purine, gesättigte Fettsäuren, aber auch freie Radikale (Stichwort oxidativer Stress). Speziell eine vegane Ernährung reduziert die Zufuhr dieser für den Körper belastenden Stoffe.
Und wenn der Obst- und Gemüsenanteil, sowie der Rohkost- und Vollkornanteil in der Nahrung hoch ist, liefert eine vegetarische oder vegane Ernährung zudem noch ein Mehr an „guten" Inhaltsstoffen, also ein Plus an den Vitaminen C und E, an Ballaststoffen sowie an den sogenannten sekundären Pflanzenstoffen, die antioxidativ, antibakteriell oder auch entzündungshemmend wirken und sogar die Bildung von Krebs hemmen können.
Trotz der massiven genannten Vorteile kann man sich natürlich auch vegetarisch und vegan schlecht und mangelhaft ernähren. Ein paar gute Tipps möchte ich Ihnen also nicht vorenthalten: Die Kombination verschiedener pflanzlicher Proteinquellen wie Nüsse, Getreide oder Hülsenfrüchte hilft für eine optimale Eiweißversorgung mit allen essentiellen Aminosäuren. Mineralstoffe wie Kalzium, Eisen, Zink sind interessant. Speziell bei veganer Ernährung sollte auf die Zufuhr von Vitamine B12 geachtet werden, z.B. durch Nahrungsergänzung oder Lebensmittel, in denen B12 zugesetzt ist. Zudem sollten alle Menschen in unseren Breiten auch auf ihr Vitamin D achten, letzteres speziell im Winter bei mangelndem Sonnenlicht, wenn wir auf die Zufuhr über die Nahrung angewiesen sind. Leinöl liefert die Omega-3-Fettsäuren Alpha-Linolensäure, und sollte am Speiseplan nicht fehlen, es ist jedoch nicht zum Erhitzen geeignet.
Im Rahmen einer Gesundheitsvorsorge-Untersuchung kann man in Österreich einmal pro Jahr einen kostenlosen Bluttest machen. Interessante Werte speziell für vegetarisch und vegan lebende Menschen sind dabei die Vitamine B12, D und Folsäure, sowie Kalzium, Eisen, der Eisenspeicher Ferritin und Zink, und des weiteren Homocystein (leider derzeit noch kostenpflichtig) und das HDL/LDL-Verhältnis. Sie denken jetzt vielleicht: „Oh, noch ein Termin mehr bei meinem Hausarzt!", aber vielleicht ersparen Sie sich damit mittelfristig Ihre anderen Arzttermine. Bei mir selbst ist das so, ich besuche meinen Hausarzt längst schon nur noch einmal jährlich - zur Gesundheitsvorsorge-Untersuchung.